Kunstverein Frankfurt – Anatomie des Körper als Kunst

Die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein beginnt mit einer Statue des Kroisus – Kouros und zeigt die Verehrung der griechischen Antike für den perfekten männlichen Körper. Als Mittelpunkt des gesellschaftlichen und politischen Lebens, stand an der Spitze der Hierarchie.

Kroisus-Kouros – datiert 530v.Chr. Eine Replik aus Gips aus der Antikensammlung der Goethe-Universität Frankfurt.

Von der Antike in die Gegenwart. The Alternative Limb Project aus London zeigt Prothesen, die nicht nur das fehlende Körperteil ersetzen,  sondern auch das Selbstwertgefühl durch künstlerischen Anspruch zu gesellschaftlichen Akzeptanz verbessern.

The alternative Limb Project zeigt chice Prothesen. Dazu der Blick auf die Mittelalterfassaden des Römerbergs.

Zum ersten Mal ist die  „anatomische Venus“ (ca 1782) von Clemente Susini im Frankfurter Kunstverein zu sehen. Hergestellt in einer Florentiner Wachswerkstatt im Auftrag des Hauses Habsburg-Lothringen. Die schlafende Schöne hat echtes langes Haar, die Augen sind geschlossen, und sie trägt eine zweireihige Perlenkette. Ihr Körper ist aufgeschlitzt und zeigt die verschiedenen Organe, teilweise entnommen und zu ihren Füssen platziert. Diese Wachsfigur ist ein Sinnbild der Aufklärung, zeigt den Wissensdrang der damaligen Zeit.

Clemente Susini – Venerina, ca 1782.
Aus der Sammlung Luigi Cattaneo der Universität Bologna und dem Museum Palazzo Poggi stammen die Wachsskulpturen.

Gegenüber kann der Besucher das Innere des Körper als virtuelles Erlebnis auf einer Projektionsfläche von 15 Metern kennenlernen.  Marshmallow Laser Fast aus London hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut die Installation Evolver geschaffen. Es beginnt mit einer Audio -Meditation, die Stimme von Cate Blanchett stimmt den Besucher auf die halbstündige VR-Erfahrung ein, die den Blutkreislauf, die Lunge und das pulsierende Herz zeigen.

Marshmallow Laser Feast – The Beauty of Bloodflow, 2024.
Wachsmodelle von Hautkrankheiten und Verletzungen. Die Modelle stammten der Sammlung der Universität Frankfurt.

Zur medizinischen Weiterbildung dienten die naturgetreuen Wachsmodelle von Hautkrankheiten. Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts genutzt, wurden in sogenannte Moulagen für die dreidimensionalen Nachbildungen, die von  dem jeweiligen Patienten stammen.

Beine als Votiv-Gaben aus rotem Wachs mit seinem HolzmodellenDie Sammlung von Hans und Benedikt Hipp aus Pfaffenhofen zeigen Votive, seit dem Barock aus Bienenwachs mit Hilfe der Holzmodelle gefertigt. Zwar seriell aus dem selben Model hergestellt, gibt es aber eine individuelle Geschichte, einen Wunsch und eine Hoffnung für das Körperteil. Dazu werden Gemälde von Chiara Enzo gezeigt, welche die Verletzlichkeit und wenig ideale Hautoberfläche darstellen.

Chiara Enzo -Visceri IV, 2023

Zum Abschluss sollte man noch ins Untergeschoß gehen, dort läuft die Dokumentation  „Die Anatomin“ von Iris Fegerl.  Der Film erzählt von Anna Morandi Manzolini, die im 18.Jahrhundert als erste Frau in der Universität Bologna als Wachskünstlerin und Anatomin arbeiten durfte.

Die Ausstellung „Anatomie der Fragilität“ ist noch bis zum 1.März im Frankfurter Kunstverein zu sehen. Eine Broschüre und zahlreiche Vorträge geben einen guten Einblick in diese Welt. ww.fkv.de 

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