Alleine der Titel “Zerrissene Moderne” muss den Liebhaber des frühen 20.Jahrhunderts magisch anziehen. Das Kunstmuseum Basel bietet einen fundierten Einblick in ein tragisches Kapitel deutscher Kunstgeschichte.
Bald nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 wurden alle wichtigen Museen Deutschlands nach “entarteter Kunst” durchforstet. Über 21 000 Bilder wurden 1937 von dem NS – Regime beschlagnahmt und in Berliner Depots eingelagert. Besonders jene Werke lagen im Fokus, die bereits als Moderne in der Kunstszene etabliert waren, denn sie versprachen die dringend benötigten Devisen. So lag die Hoffnung auf 780 Gemälden und 3500 Papierarbeiten, der Rest von tausenden von Arbeiten und Zeichnungen wurden wissentlich verbrannt.
Immer will die Vernichtung von Kunstwerken den Gegner demütigen und seiner kulturellen Grundlagen berauben. So geschehen mit den geplünderten Museen in der Ukraine oder vor wenigen Jahren die Zerstörung irakischer und syrischer Kunstschätze. Auf das Raubgut warten interessierte Käufer, die aus der Situation ein treffliches Geschäft machen.
In jenen Jahren wollte der damalige Direktor des Kunstmuseums Basel, Georg Schmidt, eine Sammlung moderner europäischer Kunst in seinem Haus aufbauen und hatte in seiner Zeit als Journalist die deutsche Kunstszene kennengelernt.
Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden in Luzern 125 Gemälde durch die Galerie Theodor Fischer versteigert. Schon vor diesem Termin reiste Schmidt nach Berlin und verschaffte sich einen Überblick über das Angebot, ließ sich etliche Bilder direkt nach Basel schicken.
Dieses Bild von Franz Marc war das erste von 21 Gemälden, die von der Basler Museum angekauft wurden und zum Grundstock einer grandiosen Sammlung moderner europäischer Kunst wurden. Dabei war der Erwerb von den Nazis keinesfalls unumstritten, doch letztendlich genehmigte die Kunstkommission 50 000 Franken, das wäre circa 1,5 Millionen heutzutage.
Dieses Bild von Picasso war den Baslern damals zu teuer und so konzentrierte man sich auf die preiswerteren Werke der deutschen Moderne.
In der aktuellen Ausstellung sind die Ankäufe von 1939 zu sehen und es ist auch gelungen, jene Gemälde auszuleihen, die damals nicht erreichbar waren. Sei es aus finanziellen Gründen oder durch potente Sammler aus den USA und dem Museum für Schöne Künste im belgischen Lüttich.
Zu sehen bis zum 19. Februar im Kunstmuseum Basel. Unbedingt lesenswert ist der informative und qualitativ hochwertige Katalog, zu kaufen im Museumsshop. www.kunstmuseumbasel.ch
Auch sollte man etwas Zeit für die Ausstellung “Der Sammler Kurt Glaser” mitbringen, die sich mit dem Schicksal eines jüdischen Berliner Kunstsammlers beschäftigt.
Franz Marc – die großen blauen Pferde, 1911.
Das Gemälde gehörte dem Ehepaar Edda und Curt Glaser, wurde aber später aus freien Stücken verkauft und hängt heute im Walker Art Center in Minneapolis.
Natürlich kam auch diese Sammlung ins Visier der Nazis und 1933 musste das Ehepaar sämtliche Werke zu einer Versteigerung geben. Damals kaufte die Basler Kunstkommission 200 Zeichnungen und Druckgrafiken für ihr Kupferstichkabinett.