Schon die Puppen sind der Hingucker, diese Köpfchen aus Porzellan mit ihrem Körper aus Pappmaché. Aus jeder Kollektion werden die Lieblingsentwürfe der beiden Designer an dieser kleinen Matrjoschka verewigt. Nach mehr als 30 Jahren Zusammenarbeit dürfte wohl eine Armee “gegen das Vergessen” entstanden sein.
In der Münchner Kunsthalle ist nun die erste Retrospektive von Viktor +Rolf in Deutschland zu sehen. Aus der holländischen Provinz stammen Viktor Horsting und Rolf Snoeren, die keinerlei Berührung mit Mode noch Vorbilder in ihrer Heimat hatten. Vielleicht ist es der Grund, dass die beiden jene Freiheit besitzen, die simple Bekleidung zu ignorieren.
Beinahe alles, was in ihrer Ausstellung “Fashion Statements” zu sehen ist, dürfte den Weg über die Straße kaum überleben. Aber die rund 100 Objekte sind eine unglaubliche Freude für die Augen, fordern den Respekt für die Schneiderkunst und die Kreativität mit dem Material Stoff.
Die beiden Designer gingen schon immer ihre eigenen Wege, sei es die Verwendung eines einzigen Stoffs wie bei “Zen Garden”, nur ein einziges Model für die ganze Show zu haben wie Alex Wek bei “Stars and Strips”, 2000 oder die Performance als Theaterstück zu inszenieren???
Viktor + Rolf schaffen Kunstobjekte, seien es die Fifties – Ballkleider aus Unmengen von Tüll bis zur “Wearable Art”, wo Stoffe aus einem Bilderrahmen hervorquellen und einem Model übergestülpt wurden.
“Uns interessiert die Kundin nicht” gehört zu den mutigen Aussagen der beiden, ” sie mag es oder sie mag es nicht”. Wo Kollegen sicherlich schlaflose Nächte verbringen, wie sich die Kollektion verkaufen wird, scheint dieser Gedanke bei Viktor + Rolf eher Nebensache zu sein. Auf die Frage, wie sich diese Phantasien in Stoff finanzieren lassen, konnte auch Anne Goebel in ihrem SZ -Interview nicht herausfinden.
Die Ausstellung könnte nur ein Spaziergang durch einen Märchenwald sein, wären nicht klare Aussagen an den Röcken der Ballkleider oder den Schultern der Hosenanzügen angeheftet.
Die Ausstellung in der Münchner Kunsthalle ist bis zum 6.Oktober zu sehen. Aus dem Hirmer Verlag München ist ein sehr chicer Katalog erschienen. Mehr Infos unter www.kunsthalle-muc.de und www.hirmerverlag.de