Die große Evolution in der Menschheitsgeschichte war der aufrechte Gang, aber nun sieht man nur mehr den geneigten Kopf, der auf die magische Anziehung eines Displays starrt. Ohne Handy ist eine wahre Herausforderung und oftmals zeigen sich Symptome von Stress.
Nun ist in der Münchner Alexander von Tutsek-Stifung eine Ausstellung zu diesem Alltagsobjekt zu sehen. Das Leben ist schlicht nicht vorstellbar, via App wird der Tag organisiert. Im Jahr 2020 hatten 5 Milliarden Menschen ein Smartphone, kaum zu ermitteln, viele Selfies gemacht wurden. Oftmals die Hauptaufgabe des Handy.
Das erste bedeutende Selfie machte 2009 der chinesische Künstler Ai Weiwei, als Beweis seiner Festnahme.
Gleich im ersten Raum ist das Essentielle zu sehen. Da ist der Konsument mit dem Knopf im Ohr, abgebrannte Lithium-Batterien, der Abbau des Lithium in der Atacama -Wüste, die Hand für das Handy und die Fingerabdrücke, auf Keramikplatten verewigt. Edward Burtynsky – Lithium Mines, 2017
Der Biologe Hansjörg Küster berichtet in dem Ausstellungskatalog, dass das begehrte Lithium auch auf Abraumhalden im Erzgebirge oder im Harz zu finden sei. Dort liegt es oberirdisch herum, muss nicht gefahrvoll ausgegraben oder aus dem Meerwasser gewonnen werden, was in Südamerika und Afrika geschieht.
Die Ära des Smartphone beginnt am 9. Januar 2007, als Steve Jobs das schlanke schwarze Wunderkind in seinen Händen hält.
Die Wiener Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz hat das legendäre Datum der Präsentation des iPhone in Morsezeichen codiert. Dann aneinandergereiht, und diese Linie in eine Neonröhre gesteckt, die wiederum in einen verspiegelten Kasten montiert wurde
Alltag in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und an Haltestellen rund um den Erdball.
Die Sammlung Alexander von Tutsek hat sich auf Glasarbeiten und zeitgenössische Fotografie spezialisiert.
In einem Glasrechteck sind die täglichen Erlebnisse des Künstlers als Siebdruck zu erkennen.
Eigentlich ein klassischer White Cube, wurden für diese Ausstellung sehr unterschiedliche Räume mit Hilfe von stoffbespannten Wänden installiert, die Perspektive aber auch Intimität zur Kontemplation schaffen.
Ohne Daumen keine Textnachrichten. Die Arbeit des bayrischen Glaskünstlers trifft die Essenz der digitalen Kommunikation.
“The World in my Hand ist bis zum 31.Oktober in der Black Box zu sehen. www.atstiftung.de Es gibt zahlreiche Führungen, eine Podcastreihe und sehr originell, einen Katalog in Form eines Telefonbuchs.