Immer lässt Rosmarie Trockel den Betrachter ihrer Werke “im Regen stehen”. Die Künstlerin ist extrem scheu, es gibt keine Interviews und so müssen Interpretationen oftmals vage bleiben. Daher wirkt so manche Besprechung wie über die aktuelle Retrospektive im Frankfurter MMK eher blutleer, sind es gerne schlichte Aufzählungen ihrer so unterschiedlichen Arbeiten.
Seit vielen Jahren gehört die heute 70jährige Künstlerin zur Upperclass der zeitgenössischen Kunst, in die Garde von Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Bruce Naumann. Berühmt wurde sie mit ihren Strickbildern, ein starker Hinweis auf diese einst urweibliche Beschäftigung. Dazu gehört die Ikone des Wollsiegel – Emblems.
Auf maschinengestrickte Motive, aufgezogen auf Keilrahmen, kommt Rosmarie Trockel immer wieder zurück, so finden sich auch Arbeiten aus jüngster Vergangenheit in der Ausstellung.
Und da wären noch die Herdplatten, wieder dieser Fingerzeig auf eine typisch weibliche Tätigkeit. Ein wahrer Eyecatcher ist Sabine, auf den Herd mit Elektroplatten drapiert.
In ihrer Kunst wirken die Herdplatten wie Dominosteine, eine knallharte Sozialkritik gemischt mit witziger Ironie. Eigentlich könnten sich Parallelen zu Marcel Duchamp aufdrängen, dessen umfängliche Retrospektive im Sommer im MMK zu sehen. Aber für Rosmarie Trockel ist diese “Selbstverständlichkeit”, dass Frauen ihr Leben in der Küche verbringen, die Basis für diese Arbeiten.
Sehr überzeugende Arrangements von Trockel- Werken im MMK.
Ende der 1980er Jahre wurde Trockel zu einer Gruppenausstellung in die legendäre New Yorker Galerie von Leo Castelli und Ileana Sonnabend eingeladen. Das Zusammentreffen mit prägenden Künstlerinnen wie Jenny Holzer, Barbara Kruger oder Cindy Sherman während einer USA-Reise bestärkten Rosmarie Trockel in ihrem Fokus rund um die Frau.
Leicht zu übersehen, weil diskret in der Farbe, ist der “Eiervorhang” Ausgeblasene Hühnereier an Fäden auf gehängt kaschieren einen Eingang. Eine Assoziation zum alltäglichen Eiertanz einer Frau.
Magisch vom Sujet angezogen, lässt sich der Betrachter erstmal täuschen, denn die junge Frau ist nur eine ausgeschnittene Fotografie. Der Titel spielt darauf an, dass niemand die eigene Mutter als sexuelles Wesen sieht. Typisch Trockel, die vom Betrachter viel Reflexion verlangt.
Zusammen mit der Künstlerin konzipierte Susanne Pfeffer, Direktorin und Kuratorin des MMK, diese Ausstellung und hat die eigenwillige Architektur des Museums sehr gekonnt für die Inszenierung der Werke genutzt. Allerdings warten 500 Arbeiten auf den Besucher, der am Ende doch reichlich erschöpft von den vielen Eindrücken ist.
Die Ausstellung ist bis zum 18.Juni im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt zu sehen. www.mmk.art