Das Fridericianum in Kassel, einer der Mittelpunkte während der Documenta, kann 70 Jahren Avantgarde feiern. Wenig passt dazu besser als Robert Grosvenor, der sich als Künstler als Sinnbild für maximale kreative Freiheit steht. Gerne würde man ihn der Minimal Art zuordnen, doch seine verblüffenden Arbeiten wehren sich gegen diese Vereinnahmung. In den Jahren 1977 und 1987 hat Grosvenor an der Documenta 6 und 8 teilgenommen.

Nun sind dreißig Arbeiten zu sehen, konzipiert eigens für das Fridericianum, und perfekt platziert, denn mühelos können wenige Objekte die weitläufigen Räume des Fridericianum mit Spannung erfüllen.

Robert Grovenor wurde 1937 in New York geboren und verbrachte seine Jugend in Arizona, schon damals eine Hochburg von Freigeistern in der Kunst- und Architekturszene.
In jenen Jahren eher unüblich verlegte Robert Grovenor sein Kunststudium nach Europa, mit Stationen in Dijon, Paris und Perugia. Nach der Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia im Herbst 1959 wurde New York zu seinem Lebensmittelpunkt. Rasch kam er mit der Avantgarde in Kontakt und gehörte 1963 zu dem Gründer der legendären Park Place Gallery. Im Laufe der Zeit wechselte er von der Malerei zur Skulptur und „Tobanga“ von 1965 ist ein eindrucksvolles Beispiel seines souveränen Verständnis von Kunst.

Dieses Werk gilt als verloren und so wurde für diese Ausstellung eine neue Kopie angefertigt. Eigentlich ein typisches Beispiel für Minimal Art, aber das diagonale Konstruktion berührt den Boden nicht, kann sich der Schwerkraft widersetzen.

Beinahe Science Fiction entsprungen, mutet das Fahrzeug aus grüner Emailfarbe und Plexiglas an. In Form einer beinahe Pyramide gebaut, mit Cockpit, Autositz Lenkvorrichtung und 3 Rädern. Für Grosvenor war es nicht nur ein Kunstobjekt, sondern sollte angeblich auf den Strassen New Yorks fahren. Ohnehin gehören Vehikel in jedweder Art zum Kunstleben von Robert Grosvenor, einen Einblick gibt die Galerie voller Modelle zu Beginn der Ausstellung.

An zwei Metallbändern befestigt, hängt das Aluminiumrohr von der Decke. In der Mitte eine Winkelung um 5 Grad, das schräge Ende schwebt in der Lift. Im nächsten Raum wurde Untitled aus dem Jahr 2009 aufgebaut. Ein Gitterzaun aus silberfarbigen Metall schirmt ein Brückenteil ab, hergestellt aus rotem Fiberglas mit einer eigenwillig samtigen Oberfläche.

Sehr interessant zu lesen sind die Briefwechsel mit Harald Szeemann zur Vorbereitung der Documenta – Ausstellungen. Dabei ist die Handschrift von Robert Grosvenor ein wahrer Eyecatcher.

Die Ausstellung Robert Grosvenor ist noch bis zu 11. Januar im Fridericianum Kassel zu sehen. Sehr interessant dürfte der Vortrag von Dr. Dieter Schwarz zu Topanga und Quadrum am kommenden Donnerstag sein. www.fridericianum.org
