Plattenbau als Kunstobjekt – Das Minsk in Potsdam

Diese Zinkguss – Gebäude sind nicht irgendwelche Modelle, sie haben konkrete Adressen. Dort lebten, über mehrere Städte der DDR verteilt, zehn Mitglieder der RAF über viele Jahre  in biederer Anonymität. Unter der Regie der Stasi wurden sie zu DDR -Bürgern umerzogen und so konnten die meist gesuchten Terroristen der BRD erst im Juni 1990 enttarnt werden. Dazu zeigen inszenierte Zeitungsausschnitte an die Wand die Verhaftung der RAF-Leute.

Markus Draper – Grauzone

Der Plattenbau gilt als Symbol einer sozialen Utopie und besonders in der ehemaligen DDR als Versuch einer gesellschaftlichen Veränderung. Natürlich steht der erhebliche Bedarf an Wohnungen im Vordergrund nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs. Bei einer ähnlichen Situation beschränkten sich diese Wohnsilos im Westen Deutschlands auf den sozialen Wohnungsbau.

Harald Metzke – Aufbau von Marzahn

Aus der Not geboren, wird in der DDR ein gewaltiges Bauprogramm ins Leben gerufen, es muss schnell gehen und preiswert sein. Die Idee des Plattenbaus stammt allerdings schon aus den frühen 1920er Jahren und wird im Laufe des 20. Jahrhunderts an vielen Teilen der Welt realisiert.

Sabine Moritz – Lobeda

Seit 1991 hält Sabine Moritz ihre Umgebung in der Siedlung Jena -Lobeda in unzähligen Zeichnungen fest. Sujets von Architektur und Inneneinrichtung, nirgendwo sind Menschen zu sehen.

Uwe Pfeifer – Atmosphäre aus klarer Architektur, Licht und Horizont.

In Gegensatz zur Tristesse, die viele Arbeiten in der aktuellen Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ ausstrahlen, erfreuen sich diese Siedlungen zur  Zeit ihrer Entstehung einer hohen Nachfrage. Die Menschen sehnen sich nach Komfort wie Zentralheizung, Toilette in der Wohnung, Badezimmer mit Badewanne und natürlich fließendes Wasser. Dabei ist die Miete nur geringfügig höher als für eine herkömmliche Altbauwohnung.

Gisela Kurkhaus-Müller – Marzahn

Auf der Suche nach Individualität schaffen sich viele Bewohner solcher Wohnsilos ihr eigenes Reich auf den Balkonen.  Wie ein zusätzliches Zimmer genutzt und dekoriert.

Uwe Pfeifer –  Fussgängertunnel, 1973  Anonymität und Seelenlosigkeit in Reinstform

Sehr drastisch zeigt Uwe Pfeifer aus Halle die Anonymität und Seelenlosigkeit des Alltags. Fast wie Roboter muten diese Menschen an.

 

Christian Thoelke – Gerüst und Kaufhalle

Niedergang in Perfektion. Eine einstige Kaufhalle mit ihrem typischen Wellendach ist geschlossen, die Glasflächen mit Holzbrettern vernagelt, der Beton bröckelt. Der Wolf ist zurück. Christian Thoelke, in Ostberlin geboren, macht sich den Niedergang des einstigen DDR -Alltags zum Thema.

Sebastian Jung – Ostschrei

Dem berühmten „Schrei“ von Edvard Munch nachempfunden, symbolisiert Sebastian Jung 2025 mit „Ost-Schrei“ die aktuellen Verhältnisse im Osten Deutschlands. Seien es Landflucht, Migrantenhetze, Radikalisierung. Doch neben dem Ausdruck kollektiver Wut drängt sich dem Betrachter auch die Einsamkeit des einzeln auf.

Das Minsk am Brauhausberg in Potsdam

Schon immer macht Das Minsk einen Bogen um den Mainstream. Nur wenige Gehminuten vom Museum Barberini entfernt, könnte der Kontrast nicht größer sein. Da der elegante Palast am Ufer der Havel mit Blockbuster- Ausstellungen,  dagegen findet man „Das Minsk“ in einem ehemaligen Terrassenrestaurant am Brauhausberg, das mit anspruchsvollen Themen und grandiosen Katalogen brilliert.  Im Barberini stauen sich die Besucher,  während Das Minsk nur wenige anlocken kann.

Katalog zur Ausstellung

Die Ausstellung „Wohnkomplex -Kunst und Leben im Plattenbau“ ist im Das Minsk in Potsdam bis zum 8. Februar zu sehen. Dazu gibt es einen sehr schönen Katalog, erschienen im Distanz Verlag. www.dasminsk.de

Abendstimmung an der Havel

 

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