Weimar ohne einen Besuch im Hotel Elephant geht nicht. Wer nun ein Grandhotel erwartet, dürfte überrascht sein. Eine schmucklose Fassade, im Zentrum ein kleiner Balkon, der irgendwie gar nicht ins Bild passen will. Ganz anders die Nachbarn, das sind prächtig verzierte Gebäude im Stil der Renaissance wie das Haus, wo Lucas Cranach und sein Sohn im 16. Jahrhundert wohnten, oder das imposante Rathaus. Aber im “Elephant” haben sich schon immer die Geistesgrößen Deutschlands getroffen wie Goethe und Schiller, der Komponist Franz Liszt oder in den 1920er Jahren als Gedankenschmiede für die Dozenten des Bauhaus.
Auch Adolf Hitler hat es gut in Weimar gefallen, er ließ 1937 das Hotel abreißen und im Stil des Dritten Reiches bauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lange verlassen, war der einst verfemte Schriftsteller Thomas Mann der erste Gast, der für den 16. Mai 1955 wieder ein Zimmer im Hotel Elephant verlangte.
Dass in der beschaulichen Kleinstadt viele kühne Gedanken auf einen fruchtbaren Boden fielen, ist sicherlich auf die liberale Regentschaft des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar- Eisenach zu verdanken, der viele Kontakte zu Künstlern und Literaten pflegte. Er wollte aus Weimar einen Mittelpunkt der kulturellen Avantgarde machen.
Das Neue Museum gibt einen interessanten Einblick in die bewegten Jahre um 1900.
In einem eigenen Saal wird Friedrich Nietzsche als Vordenker und Kultfigur gefeiert, dann begegnet man wichtige Positionen der frühen Moderne wie den Werken der Weimarer Malerschule und sehr gelungen ist die nachinszenierte Ausstellung von Harry Graf Kessler, die mit Bildern von Claude Monet bis Max Beckmann verblüffte. Ganz unbestritten war die führende Rolle von Henry van de Velde, der als Leiter der Weimarer Kunsthochschule den “Niedergang des Geschmacks” am Ende des 19. Jahrhunderts abwerfen wollte. Wie modern heute noch sein funktionales Design ist, lässt sich an zahlreichen Möbelstücken erfahren.