Bei dieser Inszenierung fühlt sich der Zuschauer herausgefordert. Das ist weniger das Bühnenbild in grellem Pink und frechem Grün, sondern ein waches Auge, das scheinbar das Publikum überwacht. Das Leitthema des Abends.
Die elegante Miss Strangeworth erscheint in Slow Motion- Schritten auf der Bühne, mit makelloser Frisur der Fifties, ganz in Pink gekleidet, sofort fühlt man sich an Greta Gerwig’s Barbie- Film erinnert. Ihre Welt sind ihre Rosen inmitten ihrer Kleinstadt, wo sie jeder kennt. Doch diese Idylle hat ein unschönes Geheimnis, denn Miss Strangeworth beobachtet alles und ihre Leidenschaft sind anonyme Briefe mit Verleumdung und Verdächtigungen.
Regisseurin Marie Schleef entdeckte die US-Autorin Shirley Jackson, die in den Jahren 1940 bis 1960 sechs Romane und über 200 Kurzgeschichten geschrieben hat. Dabei steht oftmals ihre damalige Situation im Fokus wie die Gesellschaft einer Kleinstadt, dazu das Rollenbild einer “glücklichen Hausfrau” eingeklemmt in Haushalt und Kindererziehung.
Geniale Besetzung der Miss Strangeworth ist Johanna Eiworth, die mit ihrer zarten Figur und kleinen Schritten eine ältere feine Dame verkörpert. Ihre perfekte Mimik eines Triumphs, wenn sich ein Verdacht auftut oder das hässliche Lachen mit verkrümmter Haltung, wenn sie ihre Briefe schreibt. Ein Stück, indem fast nichts gesprochen und nur Textstücke als Übertitel. Dann bringt der Postbote alias Walter Hess einen pinkfarbenen Brief, wo ihre Untaten auffliegen. Und dann riecht es nach Rosen.
Die nächste Vorstellung ist am Mittwoch, den 27. März in der Therese-Giehse-Halle. Unbedingt hingehen! www.muenchner-kammerspiele.de