Nur wenige Künstler können auf eine millionenfache Auflage eines Werkes zurückblicken, dazu noch zu aktiven Zeiten. Die Aldi-Plastiktüte mit ihrer weißblauen Geometrie wurde zu einer Ikone. Entworfen 1970 von Günther Fruhtrunk und 2018 aus dem Handel genommen.
Zum 100. Geburtstag zeigt das Münchner Lenbachhaus die Pariser Jahre (1954-1967) von Günther Fruhtrunk, der sich ganz der konkreten Kunst verschrieben hatte. In München geboren, war Paris immer sein Lebenstraum, der durch den Zweiten Weltkrieg zunächst in weite Ferne rückte, aber er schaffte es schließlich , in die etablierte Kunstszene an der Seine vorzudringen.
Wegweisend wurde ein Urteil von Denise René, einer Pariser Avantgarde- Galeristin. “Die Farben seien interessant, aber die Formen zu wenig konstruktiv”. Sollte er sich zur Arbeit mit dem Zirkel entscheiden, würde er in ihrer Galerie ausgestellt. Das war 1954.
Fruhtrunk ist der Pariser Umgebung immer treu geblieben, auch als er 1967 eine Lehrtätigkeit an der Münchner Kunstakademie annahm. Ein Jahr später wurde endlich zur documenta 4 in Kassel und zur 34. Biennale in Venedig eingeladen.
Am 12. Dezember 1982 nahm er sich im Atelier der Kunstakademie München das Leben. Durch die schweren Kriegsverletzungen litt er an Depressionen und konnte nur mit starken Schmerzmitteln den Alltag bewältigen.
Wer die Ausstellung im Lenbachhaus gesehen hat, sollte sich auch Zeit für die Galerie Walter Storms nehmen. Viele der herausragenden Bilder in der Ausstellung des Lenbachhauses stammen aus dem Fundus des Galeristen.
Die Ausstellung ist bis zum 7. April zu sehen. www.lenbachhaus.de
In der Galerie Storms ist die “Hommage an Günther Fruhtrunk” bis zum 23. Dezember zu sehen. www.storms-galerie.de
Dazu gibt es einen sehr interessantes Begleitbuch aus der Edition Lenbachhaus, mit Briefen, vielen Fotos und spannenden Einblicken in die damalige Szene der konstruktiven Kunst.