Schon das erste eher unscheinbare Foto ist ein Paukenschlag. Es stammt von Man Ray, dessen Arbeiten heute kaum mehr bezahlbar sind, ließ 1928 Fotopapier so lange belichten, bis es schwarz wurde.
Dann folgen bekannte Namen der Fotografie des 20.Jahrhunderts und es war für mich eine große Überraschung, wie viele sich damals schon mit den Abwegen eines perfekten Bildes beschäftigt haben.
Ein Star in den USA nach seiner Emigration war Erwin Blumenfeld mit seiner Fotografie, die sehr vom Surrealismus und Dada beeinflusst war. Bei diesen beiden Fotos wurde der Film durch sehr kalte und warme Entwicklungsbäder getaucht, sodass sich die Silbergelatineschicht kräuselte. So trägt der Tänzerin Ringelstrümpfe mit Runzelkorn.
Mit einer fotochemisch angegriffenen Oberfläche wird die Zerstörung des Dresdner Frauenkirche noch entsetzlicher, perfekt inszeniert von der legendären Fotografin der DDR.
Geradezu ein Aufschrei provozierten die Porträts bekannter Künstler um 1955, denn der Fotograf hatte die Abzüge bearbeitet und bewusst nicht ausreichend fixiert. Daraus entstand der Gelbschleier.
Der Ungar André Kertesz gehört zu den stilbildenden Fotografen des letzten Jahrhunderts und dieses Bild von Montmartre wurde zurückgelassen. als er emigrieren musste. Nach Kriegsende war das Negativ zerbrochen und im Abzug gibt es nun ein schwarzes Loch.
Das Motiv ist ein Selbstporträt, das den Künstler mit seiner Kamera in einem Spiegel zeigt. Ein Experiment mit verschiedenen Blendenöffnungen und Verschlusszeiten.
Man glaubt glühende Horizonte zu sehen. Aber das sind Endstücke von Diastreifen, die Timm Ulrichs genau an der Stelle entwickelt und vergrößert wurden, wo der unbelichtete Teil in den belichteten übergeht.
Die beiden Fotografen Adam Broomberg und Oliver Chanarin reisten 2008 nach Afghanistan und begleiteten die britische Armee. Bei jedem Kriegsereignis nahmen sie 6 m Fotopapier und setzten es für 20 Sekunden der Sonne aus. Dabei war es nicht wichtig wie die Bilder aussehen, sondern dass an diesem Ort entstanden sind .
Ki macht ihre Arbeit, denn Jake Elwes trainierte einen Algorithmus mit rund 1000 Gesichtern mit Dragqueens. Nun sieht man Deepfake- Gesichter, die ständig wandeln.
Die Ausstellung “Glitch – Die Kunst der Störung” ist bis zum 17. März in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Es ist ein Katalog im Distanz Verlag Berlin erschienen. www.pinakothek-der-moderne.de