Alleine das Gebäude in der Schwabinger Parkstadt zieht die Blicke auf sich und der Neugierige wird mit ungewöhnlichen Ausstellungen belohnt. Ganz sicherlich ist Studioglas eine Nische in der zeitgenössischen Kunstszene, aber seit langem ein Fokus der privaten Alexander Tutsek Stiftung. Nun wird gefeiert, ein Vierteljahrhundert Leidenschaft für Studioglas und die aufregendsten Exponate aus der Sammlung sind auf zwei Stockwerken zu sehen.

Es ist ein Spaziergang wie in einem Zaubergarten. Fast immer ist man versucht, die Arbeiten mit den Händen zu berühren, dann man kann kaum glauben, was die Augen sehen. Aufgestellt, hingehängt, in eine Ecke platziert oder auf den Boden frappiert, unterstützt von einer raffinierten Raumarchitektur. Eine faszinierende Wirkung von Licht, Farbe und technischer Machbarkeit verbreiten eine große Emotion.

Future Horizons zeigt die Entwicklung des Studioglases, die ihre Anfänge in den 1960er Jahren in den USA hatte. Doch erst Europa gab dieser Kunstrichtung einen gewaltigen Schub, denn es ist die Heimat des traditionsreichen Handwerks der Glasbläser. Weg vom Glas als Gebrauchsgegenstand, hin zum zeitgenössischen Piece of Art. Kein Wunder, dass andere Kreative angelockt wurden, ihr Verständnis von Kunst in Glas zu realisieren.

Die Ausstellungsräume sind auf zwei Ebenen, im Erdgeschoß der Black Box überwiegen Schwarz und Silber während die erste Etage vor Farbe explodieren möchte. Ein schmaler magentafarbener Tisch scheint bis zum Horizont zu führen.

Erwin Eisch gehört zu den Pionieren, geboren in eine niederbayrische Familie von Glasbläsern. Zusammen mit Harvey Littleton wurde er zum Begründer der Studioglas-Szene, die das Material Glas zum Kunstobjekt formte. Die Alexander Tutsek -Stiftung besitzt die größte Sammlung seiner Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen.

Dale Chihuly aus dem Nordwesten der USA ist aktuell der wohl bekannteste Glaskünstler weltweit. Er ist der Mitgründer der Pilchuck School, dem Aushängeschild für Glaskunst in den USA. Höchst ungewöhnliche Objekte sind sein Aushängeschild, die oftmals an die Grenzen des Machbaren stoßen. Wie Ende der 1990er Jahre als Chihuly nach Jerusalem eingeladen wurde und ein Jahr in der Zitadelle ausstellen konnte. Dafür entstand sein größtes Projekt, jene Zylinder von Mund geblasen, verziert mit massiven Stücken von Kristall.

Ganz anders ist die Annäherung von Mark Bradford an das Material Glas. Der Kalifornier hat die Tradition der venezianischen Glasbläserei mit einem sozialen Engagement verbunden. Bei Bradford ist es Glas aus Murano, während in einem venezianischen Gefängnis diese Taschen aus PVC hergestellt werden. Die eingravierten Striche zeigen die Dauer der Inhaftierung an.

Wirklich verblüfft reagiert auf die blau-gläsernen Ziegelsteine von Pae White. In einer Ecke platziert, lockt das tiefe Blau die Blicke an und verweilt an einem Alltagsobjekt.

Die Künstlerin verwendet sehr feines Display – Glas, das als geformte Scherben perspektivisch geschichtet und angeordnet wurde. Es ist ein Spiel mit dem Licht und dem Blickwinkel.


Future Horizons ist bis zum 28.Mail in der Alexander Tutsek Stiftung zu sehen. Zum Jubiläum wurde ein neuer Katalog „about glass“ vorgestellt, erschienen im Hirmer Verlag München. Sehr informativ sind die Podcasts, der erste wurde am 9.Oktober online gestellt und berichtet über das Wirken von Dale Chihuly. Auf der Website www.atstiftung.de sind die zahlreichen Veranstaltungen zu ersehen.
Eine gelungene Idee angesichts der schmalen Gastroszene in diesem Viertel. ist sicherlich der Lunchbreak, eine Führung über 20 Minuten, danach einen Snack.