Es ist ein Wiedersehen mit der Kunst nach 1945, wo die sechziger und siebziger Jahre als besonders wegweisend gelten. Und ein großes Glück, dass die Berliner Neue Nationalgalerie auf viele Ikonen dieser Epoche zugreifen kann.
Der Besucher kann sich testen und in Feld treten, um die Wirkung des gewaltigen Bildes zu spüren. Nicht wenige Menschen fühlen sich sehr unwohl vor dieser Ikone des abstrakten Expressionismus.
Es waren die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg, die Wahrheiten über den Mord an Millionen Juden und der beginnende Kalte Krieg , der viele Künstler zum Bruch mit der bisherigen Vorstellungen von Kunst animierte. Alle wollten einen Neuanfang, suchten andere Medien als Pinsel und Leinwand, versuchten sich an bisher unbekannten künstlerischen Strategien.
Als krass gelten bis heute die Arbeiten der Wiener Aktionisten in den 1970er Jahren, darunter die Performance von Günter Brus, der mit “Zerreißprobe ” auch den Titel der neuen Sammlungspräsentation stellt. Der Steiermärker gilt als Erfinder der Body Art, 1964 die erste Körperbemalung und der Abschluss war 1970 die Zerreißprobe mit provokanten Verletzungen.
Auch die Gemälde des irischen Maler Francis zerrten an den Nerven der Betrachter, doch er wurde weltberühmt mit seinen verzerrten Körpern, die Gesichter oftmals bis zur Unkenntlichkeit verformt.
In Berlin geboren und lange in Dresden gelebt, wurden das Schaffen der damals jungen DDR -Künstlerin als Müll deklariert. Sie litt unter dem Eingesperrten, dem grauen Alltag in Ostdeutschland und das zeigt sich in Arbeiten mit der Plastiktüte und die Fesselungen mit dem Seil.
Mit der Zusammenlegung der Nationalgalerien hängen nun Bilder aus BRD und DDR zwanglos nebeneinander, was die Betrachtung viel entspannter gestaltet.
Natürlich darf der Düsseldorfer Günther Uecker nicht fehlen, seine Nagelbilder sind einfach großartig.
Entstanden während eines Aufenthaltes auf der Insel Capri 1985 in einer aufläge von 200. 2020 wurde ein Exemplar gestohlen und nach Tansania gebracht, um auf die Thematik der Raubkunst aufmerksam zu machen.
Noch ein Klassiker der Kunst nach 1945 sind natürlich die Farbfelder von Mark Rothko.
Diese Sammlungspräsentation ist bis zum 25. September 2025 in der Neuen Nationalgalerie zu sehen. www.smb.museum.de