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Cao Fei – digitale Welten im Lenbachhaus

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Der Kunstbau ist ein genialer Raum für Cao Fei, der aktuell bekanntesten Künstlerin Chinas. Alleine in vier Einzelausstellungen wird die spannende Vertreterin post-digitaler Kunst in diesem Jahr weltweit zu sehen sein. Gleich zu Beginn fallen die Blicke auf den riesigen Oktopus, diese hochintelligenten Tiere mit ihren langen Tentakeln muten wie Außerirdische an, erkennen aber mit den  Saugnäpfen die Welt von heute.

Blick durch die Ausstellung

Die Architektur lädt zum Flanieren ein. 16 Stationen mit Film und Video verlangen Zeit, auf Stühlen, in der Liegeposition, zum Lungern in einem Zelt.

Die Künstlerin, 1978 in der Region des Pearl River Delta geboren, erlebte den technologischen Aufschwung Chinas in dieser Sonderwirtschaftszone nördlich von Hongkong. In dem pochenden Herzen der Ökonomie gehören  Videogames und Unterhaltungselektronik zu ihrem Alltag. Heute lebt und arbeitet Cat Fei in Peking.

Von großer Aktualität sind ihre Fotos, Filme und begehbaren Multi- Media- Installationen. Sie zeigen die verführerische Schönheit der Perfektion, aber auch die Gefahren einer hypervernetzten globalen Welt.

Der Avatar China Tracy

In dieser Ausstellung sieht man 20 Jahre ihres Schaffens, er beginnt mit “Cosplayers” 2004 und mit “RMB City” schaffte sie den internationalen Durchbruch (Station 11). Dabei fliegt sie als Avatar, als China Tracy im silbergrauen Outfit, durch die fiktive Stadt RMB City, gegründet in der Online-Welt Second Life. Hier kann der Zuschauer auch Versatzstücke aus der wirklichen Welt entdecken wie der CCTV Tower von Rem Koolhaas oder das geplante Stadion von Herzog & de Meuron für die Olympischen Spiele 2008.

RMB City Projekt, 2007-2012

Bis 2021 war RMB City aktiv, nun schwebt “Oz” als androgynes Mischwesen durch Duotopia, ihre erste architektonische Konstruktion im Metaversum. Aus dem Körper des neuen Avatar schlängeln sich große und kleine Tentakel, eher furchterregend, helfen in der Orientierung.  Eine Mensch-Maschine, getrieben von der künstlichen Intelligenz, muss sich in der digitalen Gesellschaft zurecht finden, um ihre Digitalisierung zu gestalten.

Oz, 2022

Doch bei aller Passion für virtuelle Welten besteht  Cao Fei auf die Wahrnehmung der Realität. So dokumentiert “Rumba II: Nomad” von 2015 die fortschreitende Urbanisierung der Hauptstadt, denn mit der Landflucht entstehen Megacities.

Das ehemalige Atelier von Cao Fei

Cao Fei drehte das Video in der Gegend ihres Atelier, Xiaochenge Zhuang, das dem Erdboden gleichgemacht wurde, um neue Wohnungen zu schaffen. Man sieht Menschen, die nach brauchbaren Baumaterial suchen und Staubsaugerroboter der Marke Rumba kämpfen sich durch das Chaos.

Rumba II: Nomad, 2015

Die Situation der strengen Ausgangssperre hat Cao Fei sehr beschäftigt. Auch sie lebte während dieser Zeit in China und konnte ihn Haus kaum verlassen.

Isle of Instability, 2020.

Wie bei” Isle of Instability”, Station 7, dort wird zwei Videos über die Situation während der Pandemie gezeigt. Das ist der monotone Alltag ihrer Tochter, eingesperrt in die Wohnung und das verlassene Singapur mit wenigen Menschen, die sich rigiden Abstandsregeln und dem Tragen von Masken fügen müssen.

A Holiday, 2022

Die Installation “A Holiday” von 2022 zeigt, wie  die Bewohner von Beijing das Camping in Parks entdeckt haben.  Nur eine kurze Idylle, denn Aufsichtspersonen vertreiben die Menschen.

Eine Utopie eines Vergnügungsparks an der russ-chinesischen Grenze

Das Ende der Ausstellung könnte unter dem Titel “Brot und Spiele” stehen. Die fiktive Dokumentation  “MatryoshkaVerse” von 2022 thematisiert ein Projekt an der Neuen Seidenstraße. Als wichtiger Knotenpunkt für den Handel zwischen China und Russland  werden Fabriken und Wohnungen gebaut, es entstehen Vergnügungsparks und große Hotels. Aber es bleibt eine gescheiterte Utopie, denn die Freizeitangebote werden kaum genutzt und überall sieht man Bauruinen.

Die Ausstellung im Kunstbau ist bis zum t8.September zu sehen. Es gibt keinen Katalog, aber eine ausführliche, gut gemachte Broschüre zu den Stationen. www.lenbachhaus.de    

 

Edvard Munch
Der Tod ist pechschwarz, aber die Farben sind hell. Als Maler muss man mit Lichtstrahlen arbeiten.
Edvard Munch
Der Tod ist pechschwarz, aber die Farben sind hell. Als Maler muss man mit Lichtstrahlen arbeiten.
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