Ein Titel, der große Erwartungen auslösen kann. Besonders für jene, die mit der Geschichte des Kunstgeschehens in DDR nicht vertraut ist. Doch das Wissen muss erarbeitet werden, am besten arbeitet sich durch den Katalog, bevor man die Ausstellung besucht. Vom Leipziger Museum der bildenden Künste, eines der Standbeine der ostdeutschen Kunstszene, hätte man einen gelungenen Rundumschlag der “alten Zeiten” erwartet.

Museum für Bildende Kunst in Leipzig
Nichts da, Magerkost ist angesagt. Jene acht Künstler, die zum Kunststudium in Leipzig eingeladen wurden, werden mit knappen Worten vorgestellt und die Mehrzahl der ausgestellten Bilder sind nach der Wende entstanden. Dabei heißt es, dass rund 300 Werke der Auslandsstudenten angekauft wurden.

Im Museum mit seiner doppelten Glasfassade
Natürlich hatten nur Studenten aus den sogenannten “Bruderländern” Zugang zu den Kunsthochschulen. Das waren ausschließlich kommunistische Staaten oder jene auf dem Weg zum Sozialismus, erst in den 1980er Jahren wurden auch Westeuropäer zugelassen, weil sie die begehrten Devisen mitbrachten.

Teresa Casanueva- “Parallele Anatomien”. Geboren in Havanna. Studium an der Burg Giebichenstein.
Auch DDR-Künstlern war es nur erlaubt, in befreundete Länder zu reisen, um neue Eindrücke für ihre Arbeiten zu sammeln. Allerdings für international bekannte Künstler wie Werner Tübke, Bernhard Heisig oder Willi Sitte stand die Welt offen.

Michael Touma – Punkerin,1990- Duell in der Sonne,1990.
Michael Touma wurde in Haifa geboren und sein Vater war Mitglied der Kommunistischen Partei Israels. Er begann an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden 1975, kehrte nach Haifa zurück und studierte schließlich von 1987 bis 90 in Leipzig unter der Ägide von Bernhard Heisig. Seine farbfrohen und figurativen Bilder zeigt seine Vorliebe für die Leipziger Schule. Michael Touma lebt heute in Leipzig.

Getachew Yossef Hagoss- Life in the Concrete Jungle, 1987
Auch für den Äthiopier Getachew Yossef Hagoss war die Ausbildung an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkultur prägend für seine Entwicklung als Künstler. In jener Zeit, von 1981 bis 86, ist er zum überzeugten Rastafari geworden. Noch vor dem Mauerfall kehrte er in seine Heimat zurück und lehrte an der Kunstfakultät von Addis Abeba.

Mona Ragt Enayat – ich bewege mich-was ist normal, 1922.
Die politische Überzeugung brachte die Ägypterin Mona Rage Enayat in die DDR. 1988 hatte sie sich für ein Aufbaustudium in München und Leipzig beworben, hatte dann die ostdeutsche Stadt vorgezogen, weil ihr die sozialistisch4 Idee gefiel. Von 1988 bis 1994 studierte sie in Leipzig, erhielt 1997 die deutsche Staatsbürgerschaft und arbeitet seitdem als Illustratorin, Galeristin und Kunstpädagogin in Leipzig.

Mona Ragt Enayat – der verlorene Blick, 2022.
Alina Simmelbauer wurde 1981 in thüringischen Sömmerda geboren, als Tochter einer Deutschen und eines kubanischen Vertragsarbeiter. Alina war 2 Jahre alt, als der Vater nach Kuba zurückkehren musste. Sein Arbeitsvertrag im Robotron Büromaschinenwerk war abgelaufen und Alina ist ohne Vater aufgewachsen. Beziehungen zwischen einheimischen Frauen und temporären Arbeitern waren nicht vorgesehen. Als Studentin der Fotografie reiste Alina nach Kuba und wollte ihren Vater finden. Die Dokumentation ihrer Reise trägt den Namen “Garcias Tochter” und zeigt stellvertretend die Situation der Kinder von Vertragsarbeitern.

Garcias Tochter, 2020

Solomon Wija -links Der Sucher, rechts Die Kirche. Foto aus dem Katalog

Katalog, erschienen im Hirmer Verlag München.
Die Ausstellung ist bis zum 10. September im Museum für Bildende Künste in Leipzig zu sehen. Man sollte sich auch das Museumscafé nicht angehen lassen, die mit originellen Gerichten aufwarten. www.MdbK.de