Schon der farbenfrohe Baum vor der Frankfurter Schirn ist voller Ambivalenz. Ein wahrer Hingucker, doch der überraschte Betrachter sieht nur mehr Plastikschüsseln. Ein Werk von Pascale Marthine Tayou aus Kamerun und ein gelungener Teaser zur aktuellen Ausstellung “Plastic World”.

Pascale Marthine Tayou – L’arbre à palabres

Plexiglas, Styropor, Silikon, Vinyl und Polyurethan lösen heute ein schlechtes Gewissen aus, jeder hat diese Bilder unseres vermüllten Kontinents vor Augen. Kunststoffe, die Landschaften, Berge, Meere und das Weltall verseuchen. Sie sind überall zu finden, in den Menschen und in den Tieren.

Thomas Bayrle – Tassentasse, 1969

Dabei begann in den 1960er Jahren eine neue Ära mit dem Material Plastik. Für den Gebrauch im Alltag und als unverzichtbarer  Werkstoff  für Künstler der Pop Art, denn er eröffnete bisher ungekannte Möglichkeiten  des Ausdrucks. Legendär sind die “Silver Clouds” von Andy Warhol, die frei schwebend durch den Raum bewegen ließen.

James Rosenquist – Forest Ranger, 1967

James Rosenquist nutzte einen reißfesten Polyesterfilm für seinen gewaltigen “Forest Ranger”.

James Rosenquist – Wrap, 1964

Gino Marotta – Eden Artificiale. Foto aus dem Katalog.

Auch die italienische Arte Povera kam an Plastik nicht vorbei. Wie Gino Marotta, der aus Acrylglac seinen Garten “Eden Artificiale” entstehen ließ.

Hans Hollein – eben gelandet. Foto aus dem Katalog.

Sehr charmant ist die Arbeit von Hans Hollein , der für die Fernsehsendung “Das österreichische Porträt” 1969 sein mobiles Büro konzipierte. Das bedeutet Arbeiten in einem winzigen Raum mit aufblasbaren Wänden auf einer grünen Wiese.

Walter Pichler – Kleiner Baum, 1964

Walter Pichler trug quasi seine eigene Welt wie eine Trockenhaube auf den Schultern. Angeregt durch die Ära der Weltraumforschung, Filme wie Barbarella oder Odyssee im Weltraum begeisterten damals

Berta Fischer – Garmi0n, 2020

Bleibt noch die Faszination des Materials Plastik mit seiner makellosen Oberfläche, den zahllosen Farben in allen Nuancen, ganz einfach an der Schönheit. Da begeistern die Skulpturen von Berta Fischer, die durch den Raum zu schweben scheinen. Mit Scheiben von Plexiglas, die sich durch Hitzeeinwirkung und einer Mangel verformen lassen, entstehen ihre abstrakten Gebilde.

Richard Artschwager – Exclamation Point

Richard Artschwager, bekannt für seine möbelähnlichen Objekte, hat hier grüngelbe Plastikbürsten, die in jedem Haushalt vorkommen,  zu einem Ausrufezeichen geformt.

Der Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Hatje Canz erschienen.

Die Ausstellung “Plastic World” ist bis zum 1. Oktober in der Frankfurter Schirn zu sehen. www.schirn.de

auf dem Weg zur Schirn

zur Ausstellung gibt es zahlreiche Führungen. Am 12.September ein Expertengespräch über das Material Plastik, der Eintritt ist frei, aber um eine Anmeldung wird gebeten. www.schirn.de