Flüchtig betrachtet sind die Arbeiten von Nicole Eisenman charmant und ansprechend. Die kubbeligen Hände, große runde Köpfe mit großen runden Augen lassen eine beinah kindliche Welt entstehen, aber der Fingerzeig auf soziale Verwerfungen verlangt ein genaueres Hinschauen.

Selfie 2016

Oftmals zeigt ihre figurative Malerei Anleihen aus Werken der Renaissance,  Szenen von Comics oder Details sozialistischer Wandbilder der 1930er-Jahre.

Breakup,2011

Die Arbeiten von Nicole Eisenman sind voller Fantasie und scheuen auch keine Komik, möchten aber dem Betrachter auch ein politisches Anliegen nahe bringen. In ihrer Retrospektive, zu sehen im Münchner Museum Brandhorst, widmet sich die Künstlerin dem Alltag einer Omnipräsenz von Bildschirmen, der Klimakatastrophe und Protestbewegung wie Black Lives Matter

Hunting, 2000

Die amerikanische Künstlerin mit jüdischen Wurzeln ist der aktuelle Shooting Star der zeitgenössischen Kunst. Keiner dürfte überraschter sein als  Nicole Eisenman selbst. In den 1990er Jahren tauchte sie als Landei in die wilde lesbische Szene im New Yorker Eastside ein, viele Drogen, Sex, Alkohol und etwas Malerei.

 

 

The Session, 2008. Das Vater zeigt ihren Vater, der als Psychoanalytiker arbeitete.

Die figurative Malerei in kräftigen Farben war immer ihr Metier und damit stand die queere Künstlerin um die Jahrtausendwende ziemlich alleine in der New Yorker Szene.

Beer Garden with A.K., 2009

Aber schon Ende der 1990er Jahre mit einer großformatigen Wandmalerei “Exploding Whitney” während des Whitney Biennial und 2007 durch eine Ausstellung  in der Kunsthalle Zürich schaffte sie den Sprung in die Aufmerksamkeit.

Econ Prof

Bekannt in Deutschland wurde Nicole Eisenman 2017 mit einer Einladung zur “Skulptur Projekte Münster”. Ihr “Sketch for a Fountain”, einer Gruppe von Skulpturen aus Bronze und Gips, aus allen möglichen Körperöffnungen sprudelt Wasser in einen Pool. Offensichtlich anstössig für so manchen Betrachter, denn das Ensemble  wurde während der Ausstellung stark beschädigt. Doch eine Bürgerinitiative unterstützte den Ankauf durch die Stadt Münster und seit Oktober 2021 ist das Werk dauerhaft zu sehen.

“Sturm und Drang,” with Procession, 2019–20.

Großes Interesse erregte die Skulpturengruppe “La Prozession” während des Whitney Biennal 2019. Sie war auf der Terrasse des Museums zu sehen. Die Künstlerin wurde als Bildhauerin gefeiert.

im Untergeschoß des Museums wird der Besucher von gewaltigen Skulpturen empfangen.

From Success to Obscurity, 2004

Die Ausstellung “Nicole Eisenman. What happened.” ist bis zum 10.September im Museum Brandhorst München zu sehen. www.museum-brandhorst.de

 

 

Reality Show, 2022