Es lockt die Rose, gut acht Meter reckt sich die Skulptur in den Berliner Himmel. Wie ein Ausrufezeichen für die aktuelle Retrospektive von Isa Genzken, für viele die spannendste Künstlerin unserer Tage. Übrigens, diese charmante Blume war 1993 zum ersten Mal im Park der Villa Schriever in Baden-Baden zu sehen, im Auftrag des Eigentümers Frieder Burda.

The Pink Rose vor der Neuen Nationalgalerie
Seit Jahren überfällig, werden 45 Jahre endlose Energie und rastlose Neugier im Glaskubus der Berliner Neuen Nationalgalerie präsentiert. 75 Werke sind zum 75. Geburtstag von Isa Genzken zu sehen, nicht gerade eine originelle Überschrift.

Nofretete 2018
Hier verzaubert die Interaktion mit der Außenwelt, denn sie geben den Skulpturen ein wechselndes Eigenleben, je nach Farbe des Himmels.

Nofretete 2015
Jede Arbeit lässt sich umwandern, denn wie auf einem Schachbrett wurden diese Kunstwerke aufgestellt, nummeriert und mit einem großen Zettel kann der Unkundige herumwandern.

Ellipsoide und Hyperboloide
Schon während des Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf entstanden diese schlanken Holzskulpturen. Ende der 1970ziger Jahre eine Herausforderung, denn die Ellipsoide berühren den Boden nur an einem Punkt, während die Hyperboloiden am Anfang und Ende aufliegen. Entstanden durch Berechnungen eines Physikers und von der Künstlerin gezeichnet.

Fenster, 1990
Modelle von Betonstücken oder Fensterrahmen gehören zur Leidenschaft von Isa Genzken für Architektur in Großstädten wie Berlin oder New York. Hier verleiht der Bau von Mies van der Rohe neue Aspekte, denn mit dem Blick durch die Betonrahmen lassen Innen- und Außenwelt verkehren.

Leonardo 2007

X, 1992
Epoxid macht die Stahlkonstruktion sichtbar werden, ein Material, das Isa Genzken seit 1991 verwendet. Ein wahrer Eyecatcher ist “X”, das sich auf die Fassade des John Hancock – Gebäudes aus dem Ende der 1960er Jahre bezieht. Damals wurden die tragenden Teile in den Außenhaut gelegt, eine Bautechnik, um die Innenräume ohne Stützen zu gestalten.

Venedig 1993
2006 kommt die Serie Untitled mit Sonnenschirmen, Campingstühlen und Plastikpuppen, die in der Wiener Sezession zum ersten mal gezeigt wird. Ein Sinnbild emotionaler Verwahrlosung.

Untitled, 2006
Inmitten vieler geometrischer Formen rücken ab 2007 menschliche Figuren alias Schaufensterpuppen in den Vordergrund. Immer sind es regungslose Gesichter in limitierten Posen und tragen die modische Garderobe der Künstlerin. Doch die “Schauspieler” verstecken sich vor der Umgebung, tragen zu große Helme, Gesichtsmasken und Sonnenbrillen.

Schauspieler, 2013. Privatsammlung Rheinland Courtesy / Galerie Buchholz/VG Bild-Kunst, Bonn 2023

aus dem Video
Die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie ist bis zum 27.November zu sehen. www.smb.museum