Man trifft sich im Münchner Haus der Kunst. Die aktuelle Ausstellung Inside Other Spaces macht Lust und überrascht jeden Besucher mit seinen eigenen Empfindungen. Der Glückliche darf sich das Erlebnis der Enge, die auch als Bedrohung wahr genommen wird, mit wenigen teilen. Am Wochenende drängen sich die Besucher vor den Installationen.

Vor dem Haus der Kunst
Die begehbaren Kunstwerke, von Künstlerinnen aus drei Generationen von drei Erdteilen, zählen heute zu den Ikonen zeitgenössischer Kunst. Die meisten Installationen wurden am Ende einer Ausstellung zerstört, das bedeutete eine aufwendige Rekonstruktion mittels Archivmaterial wie Fotografien oder Rezensionen.
Mit dieser Ausstellung folgt das Haus der Kunst dem aktuellen Trend, die Frau als Künstlerin ins Rampenlicht zu rücken. So waren im Münchner Haus bisher Joan Jonas, Fujiko Nakaya, Heidi Bucher, Phyllida Barlow und zuletzt Katalin Ladik zu sehen.

Red von Tsuruko Yamasaki, 1956.
Erstmal die Schuhe ausziehen und dann lockt die Farbe. Ein strahlend roter Vinylkubus empfängt den Besucher mit der Aufforderung, auf die Knie und hineinkriechen. Ein erster Kontakt mit Raumerlebnis, geschaffen von der Japanerin Tsuruko Yamasaki. Als Mitglied der Gutai-Gruppe hat sie an der Biennale in Venedig 1993 und 2009 teilgenommen.

Spectral Passage von Aleksandra Kasuba, 1975.
Ein wahrer Farbenrausch bietet ” Spektral Passage” von Aleksandra Kasuba, geboren 1923 in Litauen. Es sind monumentale Gebilde aus Textil, die zum Durchwandern eine gebückte Haltung verlangen, dazu die Musik “die Planeten” von Gustav Holst.

Spectral Passage von Aleksandra Kasuba, 1975.
Diese Installation wurde zum ersten Mal 1975 in San Francisco gezeigt. Man sollte sich auch das Video im Nebenraum nicht entgehen lassen, das den komplexen Wiederaufbau im Haus der Kunst zeigt.

Phallus Mobilis von Lea Lublin, 1970.
Wesentlich dezenter in der Farbe, aber ein intensives Raumerlebnis bietet Lea Lublin. Bei “Phallus Mobilis” wandert man durch einen Wald aus Plastikzylinder, während die zweite Arbeit “Penetración” auffordert wie durch eine Vagina einzutreten, danach folgt ein 20 Meter langer enger Plastiktunnel.

Penetración von Lea Lublin, 1970.
Geboren 1929 im heutigen Belarus ist Lea Lublin in Argentinien aufgewachsen und lebte viele Jahre Zeit in Paris. Seit den 1970er Jahren beschäftigt sie sich mit feministischen Fragen.

Revuélques y viva! von Marta Minujin. 1964
Die wohl bekannteste Künstlerin in dieser Ausstellung ist Marta Minujin, geboren 1943 in Buenos Aires. Seit 60 Jahren ist sie mit Happenings und Performance zu erleben, unvergessen ist ihrBüchertempel ” the Parthenon of Books” während der Documenta 14 in Kassel.

Revuélques y viva! von Marta Minujin. 1964. Das Innere.
Der kleine Raum mit seinen bunten Matratzen lädt zum Hineinkriechen ein, alles ist bequem und entspannt.

“We used to know“ von Tania Mouraud. 1970-2023.
Der Erfahrungsraum der Französin Tania Mouraud ist auf 45 Grad erwärmt, eingerahmt von grellen Scheinwerfern. Eine Klangschleife, vier Töne, die sich an dem eigenen Echo brechen, erhöhen die Intensität und können das Erlebnis unangenehm machen. 1970 wurde diese Installation in der Mailänder Galleria Apollinaire gezeigt, erst 2015 gab es eine Retrospektive im Centre Pompidou von Metz.

Feather Room von Judy Chicago.1966 – 2023.
Judy Chicago hinterlässt ihre Spuren, denn überall sind ihre Federn zu finden. Ein “Baden” in ihrem “Feathure Room” geben ein ungewöhnliches Gefühl von Leichtigkeit ohne Grenzen. Danach trägt man die Souvenirs über die Teppichböden.

Nanda Vigo – Ambiente Cronotopico 1967. Foto Giorgio Casali
Die Mailänder Künstlerin war Mitglied der Gruppe Zero, arbeitete mit Lucio Fontana, Piero Manzoni und Gil Monti zusammen. In der berühmten Galleria Apollinaire wurde diese Arbeit 1967 ausgestellt, die sich mit kinetischen und optischen Effekten beschäftigt.
Die Ausstellung ist im Münchner Haus der Kunst bis zum 10. März zu sehen. Der Katalog soll im Dezember erscheinen. www.hausderkunst.de